Zwar war die Beziehung zwischen der damaligen Porsche AG und der VW AG schon immer recht eng, so war zum Beispiel Ferdinand Piëch, ein Angehöriger der Porsche Familie Vorstandsvorsitzender der VW AG. Dennoch schien das Vorhaben der Stuttgarter im Jahr 2005, die VW AG zu übernehmen, als gewagtes Projekt denn die Porsche AG war zu damals wie heute gemessen am Umsatz und am Börsenwert das deutlich kleinere Unternehmen.
Die erfolgreiche Übernahme hätte dem Stuttgarter Familienunternehmen jedoch Schutz vor einer Übernahme durch die VW AG geboten und zusätzlich Konzerneffekte wie verringerte Forschungs- und Entwicklungskosten gebracht. Der Übernahmeversuch wurde unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking 2005 durch den Kauf von VW Aktien gestartet.
Zunächst schien der Versuch gut zu gelingen. Die Porsche AG baute stetig neue Anteile an der VW AG auf. Es gelingt einen Mehrheitsanteil aufzubauen und sich so die Beherrschung zu sichern. Doch hier beging die Porsche-Führung einen folgenschweren Fehler. Sie verkündeten im Jahr 2008 die Anteile weiter bis zu 75% aufstocken zu wollen. Der durch den aggressiven Aufkauf der VW Aktie getrieben Kurs ist kurz vor eintreten der Finanzkrise etwa 300% über dem Kurs zum Jahresanfang 2005.
Die Übernahme konnte zwar Problemlos mittels Fremdkapitals durch Kreditaufnahmen seitens der Porsche AG gestemmt werden, im Zuge der Finanzkrise führte diese Überschuldung jedoch zu massiven Problemen. Weder konnte das weitere Übernahmevorhaben verwirklicht werden, noch konnten die Schulden aus dem eigenen Betriebsergebnis finanziert werden.
Beide Unternehmen stehen heute als angesehene Automobilhersteller im Markt. Wie konnte die Porsche AG aus dieser Überschuldung herauskommen? Die Lösung fand sich im Gegenteil von dem was die Familie anstrebte. Die VW AG übernahm die Porsche AG und gliederte so das operative Geschäft des Sportwagenherstellers als Konzerntochter ein.
Die Überschuldung der Porsche Holding SE konnte nun über eine Kapitalerhöhung durch die Familien Porsche und Piëch beseitigt werden und die Verschmelzung der beiden Automobilherstellern war vollzogen.
Zwar besitzen die Familien Porsche und Piëch Porsche noch indirekt, über die Mehrheitsbeteiligung an der VW AG, jedoch scheint der Wunsch groß zu sein, wieder die direkte Kontrolle über das Familienunternehmen und somit über die Porsche AG zu übernehmen. So wurde bekannt gegeben, dass die Porsche AG für die Abspaltung aus dem Konzern bereit gemacht werden soll. Dabei sollen die Mitglieder der Gründungsfamilien ihre Anteile an der Porsche Holding SE abstoßen und dafür Porsche AG Aktien erhalten.
Einen genauen Termin für die Abspaltung hat die Porsche AG, die Volkswagen AG beziehungsweise die Porsche SE, zum jetzigen Stand (August 2022) noch nicht bekannt gegeben.